Und vielleicht bin ich längst angekommen, weil ich da bin wo ich bin und eben nicht woanders.
Die Wohnung abgedunkelt,
Kerzen glitzern in den Ecken
-gestern glitzerten wir noch so schön.
Musik durchschallt die Wohnung,
seichte, psychodelische Klänge.
Gestern waren es Bässe,
die fast so tief waren, wie die Gläser,
in denen wir versuchten, all unsere Gedanken zu ertränken.
Als wir uns abends trafen, war der Plan perfekt:
Raus, Herz und Kopf aus und sich treiben lassen.
Wir fühlten uns so fuchtbar sexy,
redeten uns ein, dass doch alles gut sei
und tanzten im Regen aus Glitzer und Federn.
Doch was am Morgen blieb,
war nur ein dröhnender Kopf und ein noch lauter schreiendes Herz.
Ich öffne also eine Flasche Rotwein, sitze in Unterwäsche auf dem Bett
und versuche mich erneut so furchtbar sexy zu fühlen.
Heute sind seit gestern ziemlich genau vier Jahre vergangen und ich frage mich,
inwiefern ich mich seit der Glitzer-und Federnacht weiterentwickelt habe.
Die Haarfarbe hat sich geschätzte 5 Mal geändert,
ein paar Pfund wurden gewonnen und verloren,
der Rotwein wurde hin und wieder durch Weisswein ersetzt,
Partner kamen und gingen,
die Nächte in denen wir versuchen, den Kopf und das Herz auszuschalten sind zwar seltener, aber immernoch vorhanden.
Wir tragen immer noch schwarz, wir tragen immernoch sehr viel schwarz.
Manchmal muss ich über mein 22 Jähriges Ich schmunzeln,
fühle mich viel weiser und reifer,
und manchmal, ja manchmal, habe ich das Gefühl,
der gesamte Weinvorrat des Supermarkts um die Ecke,
könnte meine Melancholie nicht ertränken.
Die Mittzwanziger habe ich mir doch in der Schule ganz anders vorgestellt,
wollte ich nicht längst irgendwo angekommen sein?
Wollte ich nicht bereits den Job meiner  Träume, den Partner vieler Träume und das Leben aller Träume haben?
Stattdessen sitze ich in der gleichen Wohnung, in der ich schon vor vier Jahren saß,
mit den gleichen Ängsten, den gleichen Zweifeln und dem gleichen Rotwein.
Irgendwie hatte ich mir das doch ganz anders vorgestellt,
irgendwie hatte ich doch gedacht, da käme noch mehr.
Doch während ich mir Gedanken über das Ankommen und das Glücklichsein mache,
stelle ich fest, dass ich es vielleicht längst bin,
auf meine Art und Weise.
Vielleicht gibt es für mich keinen Traumjob, keinen Traumpartner oder ein Traumleben.
Aber vielleicht ist das, was ich habe, ja gut genug, weil es eben meins ist und aus meinen Entscheidungen gewachsen ist.
Vielleicht gehört ein wenig Melancholie bei Zeiten einfach dazu und sorgt bloß dafür, dass wir die schönen Stunden mehr zu schätzen wissen.
Vielleicht muss man die Melancholie ab und an ertränken, damit man am Morgen wieder aufatmen und klar sehen kann.
Und vielleicht bin ich längst angekommen, weil ich da bin wo ich bin und eben nicht woanders.