Wir besitzen das wertvollste Geschenk, das es gibt; etwas, was man mit Geld nicht kaufen kann – auch wenn es einige sicherlich versuchen – und das so wunderschön wie vergänglich zugleich ist – unsere Jugend. Und trotzdem sind wir traurig. Wir leben in harten Zeiten. Vielleicht haben wir es im Leben auch zu einfach, unsere Großeltern würden so einiges dafür geben, heute wieder jung zu sein, und trotzdem sind wir von einem ständigen Gefühl der Traurigkeit geleitet. Vielleicht liegt darin genau das Problem.

Uns stehen heutzutage alle Möglichkeiten offen. Schon früh wird uns gesagt, dass wir alles erreichen können, was wir wollen und dass alles möglich ist (aber auch nur möglich). Wir halten an zu vielen zerbrochenen Träumen und Zielen fest, die wir doch nie erreichen. Wir träumen von einem Leben, das die meisten von uns nie erreichen werden. Wir sind die Generation Melancholie.

Wir verbringen mehr als ein Jahrzehnt mit Lernen, um unsere Traumjobs zu ergattern, können uns dann aber kaum die eigene Wohnung leisten. Uns wurde eingetrichtert, dass es irgendwo auf der Welt einen Seelenverwandten für uns gibt. Die einen sagen: ‚Er oder sie wird eines Tages kommen‘, die anderen sagen ‚Du musst raus und ihn oder sie finden‘, aber schließlich begreift man, dass Liebe genauso intensiv wie dekonstruktiv sein kann.

Wenn wir uns ehrlich sind, ist es doch so, dass manchmal unsere Gefühle verletzt werden und manchmal wir es sind, die die Gefühle einer anderen Person verletzt. Und das ganze Spiel immer und immer wieder. Uns wird gesagt, dass Geld Glück nicht kaufen kann, aber wem wollen wir etwas vormachen? Die Medien vermitteln uns ein Bild der Welt, die nur darauf wartet, von uns entdeckt zu werden: paradiesische Strände und Prominente, die wir um ihre angeblichen erfolgreichen Leben beneiden. Wir sollen diese Utopie glauben.

Und noch mehr: Wir spüren den Druck, ein makelloses Bild von uns selbst auf Facebook aufrechtzuerhalten. Wir sehen uns gezwungen, schöne Sonnenuntergänge, Gute-Laune-Selfies mit Palmen im Hintergrund auf Instagram oder Bilder von unserem letzten Shoppingtrip in London zu posten. Aber wäre es zur Abwechslung nicht mal toll, zu wissen, was wirklich hinter diesen ganzen Fotos steckt?

Dank sozialen Netzwerken existiert von uns nur ein diffuses Abbild unserer wahren Persönlichkeit, das wir so drehen, wie wir es gerne hätten. Über die Dinge, die uns wirklich wichtig sind, wird selten gesprochen. Wir beurteilen Leute danach, wie viele Follower sie haben, und unser Selbstbewusstsein hängt davon ab, wie viele Likes unser neuestes Profilbild erhalten hat. Hast du jemals darüber nachgedacht, wie kindisch das eigentlich ist? Man kann anhand der geposteten Selfies sagen, wie traurig jemand ist.

Wir sind jung, wir sind traurig und wir wissen nicht wieso. In den letzten fünf Jahren stieg die Rate von Jugendlichen, die unter Depressionen leiden, immens: Man kann sie als die wahre Epidemie des 21. Jahrhundert, der nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt wird. Wir tendieren dazu, die Krankheit zu verharmlosen. Ein weiteres Problem ist, dass viele nicht einmal wissen, dass sie depressiv sind. Wir leiden an Stimmungsschwankungen, ignorieren sie und schieben es auf den Stress, da alle einfach viel zu viel von uns erwarten.

Ich spreche nicht nur vom Traurig-Sein, sondern über ein Gefühl von Leere und Teilnahmslosigkeit, wenn die Angst über einen siegt – Angst vor Versagen, in den Augen anderer zu versagen und Angst davor, letztlich vor sich selbst zu versagen. Du fühlst dich einsam und siehst dich etwas gegenüber, was du nicht kennst und dann eines Tages aus heiterem Himmel wachst du auf, stehst vor einer Wand und kannst das Bett nicht verlassen.

Es fühlt sich so an, als ob du in einem leeren Raum bist und egal wie viele Dinge du reinstellst, er wird nie voll. Oftmals gibt es dafür auch keinen Grund. Es ist, als ob wir nicht für diese Welt geschaffen sind.

Falls dir das bekannt vorkommt, dann weißt du, was es heißt, missverstanden zu werden. Die Leute verstehen nicht, wieso ein Kind aus gutem Hause, dem alle Möglichkeiten offenstehen, depressiv sein könnte: „Ich weiß nicht, wieso du dich so oft beschwerst“, „Kopf hoch“ oder „Zu Hause bleiben, löst keine Probleme“ sind bestimmt Sprüche, die du von Freunden und Familie schon mal auf die ein oder andere Art gehört hast. Natürlich wollen sie dir nur helfen, dabei können sich einfach nicht in dich hineinversetzen. Die Wahrheit ist: Nur du kannst dir helfen. Such dir einen Therapeuten, mache Sport oder fang mit Yoga an. Wir führen bequeme Leben, Unbekanntes kann für Störungen in unserer heilen Welt sorgen und wir müssen lernen, Traurigkeit genauso wie Freude in unseren Leben zu akzeptieren. Sie ist ganz normal und gehört einfach zum Leben dazu. Außerdem wachsen wir als Personen an den weniger schönen Erfahrungen im Leben – mehr noch als an schönen Erfahrungen.

Viele der größten Künstler haben ihre Traurigkeit auf eine kreative Art und Weise bekämpft: Frida Kahlo hat in der Kunst ein Ausdrucksmittel gefunden, um mit ihren körperlichen und seelischen Beschwerden umzugehen. Vincent van Gogh verglich in seinem Gemälde Weizenfeld mit Raben die Unmittelbarkeit seines Todes mit einem bedrohlichen, stürmischen Himmel. Wir müssen lernen, unsere Traurigkeit kreativ zu nutzen, damit wir wieder Herr über unsere Gedanken werden. Das Beste, was wir tun können, ist, etwas Schmerzliches in etwas Schönes zu verwandeln.

Wir eifern einem Ideal nach, anstatt einfach zu leben. Höre nie auf zu leben, höre nie auf zu lachen und höre nie auf zu weinen, denn du bist der Autor deines Lebens. Allem, ob nun Gutem oder Schlechtem, wohnt eine Vergänglichkeit inne; die Welt ist kein schrecklicher Ort und schlechtes Karma gibt es nicht. Die Engländer haben ein sehr passendes Sprichwort: shit happens. Nimm nicht alles immer so schrecklich ernst und mach einfach weiter. Denn die Welt ist viel zu absurd, um tiefgründig zu sein.